Eine Gelegenheit zum Kontakte knüpfen: Projektmesse am Luisenbad
Wie vielfältig die Quartiersmanagement-Landschaft in Mitte ist, konnte man am Freitag, 23.05.2025, auf der Projektmesse vor der Bibliothek am Luisenbad sehen. Dabei wäre die Veranstaltung fast ins Wasser gefallen.
Gleiche Ziele, unterschiedliche Projekte
Schon zum zweiten Mal haben die QM-Teams Brunnenstraße, Soldiner Kiez, Pankstraße und Badstraße zur gemeinsamen Projektmesse eingeladen. Auf der Veranstaltung präsentieren sich sowohl die QM-Teams selbst als auch die Projektträger, die in den QM-Gebieten aktiv sind. Zwar verfolgen alle QMs das gleiche Ziel, nämlich die Lebensumstände der Menschen in den Kiezen zu verbessern, die Projekte setzen aber an unterschiedlichen Stellen an – je nachdem, welche Handlungsbedarfe die jeweiligen Quartiersräte und QM-Teams identifiziert haben.
Wie geht es nach 2027 weiter?
In der hinteren Ecke des Platzes vor der Bibliothek am Luisenbad hat die „Stiftung Freizeit GbR / Initiative für Stadtbeteiligung“ einen Wagen aufgestellt, auf dem Kreise aus Holz befestigt sind. Der Wagen fungiert als „Ideensammler“, bei dem Bewohner*innen des Soldiner Kiezes ihre Vorschläge für ein besseres Wohnumfeld abgeben können. Eigentlicher Schwerpunkt des Projektes ist allerdings die praktische Umsetzung temporärer Spielstraßen. Dafür wird an einem Nachmittag in der Woche eine Straße im Kiez gesperrt, das Team der „Stiftung Freizeit“ bringt Spielsachen mit und lädt zu gemeinschaftlichen Aktivitäten ein. Das Projekt laufe super, erzählt ein Mitarbeiter, es kämen immer viele Kinder vorbei, auch die Schulen würden für eine Fortsetzung nach 2027 plädieren.
Das Spielstraßen-Projekt teilt das Schicksal vieler Projekte, die auf dem Hof der Stadtteilbibliothek ihre Stände aufgebaut haben. Am 31.12.2027 beenden die QMs Brunnenstraße, Pankstraße und Soldiner Kiez ihre Arbeit, weil die Förderungshöchstdauer erreicht wird. Im Schlepptau der QMs betrifft das auch die Projekte, die über das Programm Sozialer Zusammenhalt gefördert werden. „Wir suchen nach Leuten, die die Spielstraßen dann vielleicht weiterführen, aber es ist nicht einfach, jemanden zu finden, der genügend Zeit hat und sich verbindlich dazu bereit erklärt“, erzählt der Mitarbeiter der Stiftung Freizeit.
Unterschiedliche Perspektiven für die Projekte
Strukturen zu schaffen, die auch nach 2027 fortbestehen, ist Teil der Arbeit bei allen QM-Projekten. Bei aufsuchender Sozialarbeit wird das schwieriger zu realisieren sein als bei Umweltprojekten. Die Mitarbeiter*innen des Projekts „Mobilé“ des Trägers Casablanca gGmbH besuchen nachmittags Spielplätze im QM Gebiet Badstraße, um mit Eltern ins Gespräch zu kommen und Hilfe anzubieten. Die Arbeit ist stark professionalisiert, von Ehrenamtlichen wird sie kaum fortgeführt werden können.
Anders verhält es sich bei den Projekten, die zusammen mit Anwohnenden etwas aufbauen. Auf der Projektmesse teilen sich die AG Urban mit ihrem Projekt „Kool im Kiez“ aus dem QM Gebiet Pankstraße und das Projekt „Essbare Straße“ aus dem QM Gebiet Brunnenstraße einen Tisch. Auf unterschiedliche Weise beschäftigen sich beide Projekte mit dem Klimawandel, der zu einer immer größeren Herausforderung für die Städte werden wird. Die AG Urban entwickelt zusammen mit Anwohnenden und Hauseigentümer*innen Ideen zur klimatischen Anpassung und setzt diese um, das Projekt Essbare Straße hat das Ziel, in der Swinemünder Straße zusammen mit Nachbar*innen Hochbeete zu bewirtschaften und Wiesen für Insekten anzulegen. Knapp 60 Menschen machen bei der Essbaren Straße mit und der Verein essbare Straße e.V. möchte auch nach 2027 weitermachen.
„Für den Wedding sind die QMs ganz, ganz wichtig“
Auf einen weiteren langfristigen Aspekt der QM-Arbeit weist Cortina Wuthe, die Leiterin der gastgebenden Stadtteilbibliothek in ihrer Begrüßungsrede hin. Die Bibliothek, so Wuthe, habe es einer QM-Förderung zu verdanken, dass man eine Kinderbibliothek einrichten konnte. „Für den Wedding sind die QMs ganz, ganz wichtig“, so Wuthe. Ebenso wie das nachbarschaftliche Engagement: Vor Jahren setzten sich Anwohner*innen erfolgreich für den Erhalt und die gesellschaftliche Nutzung des Bibliotheksgeländes ein. „Ohne dieses Engagement würde es die Bibliothek hier nicht geben“, erzählt Frau Wuthe.
Stadtrat Ephraim Gothe ruft anschließend die Besucher*innen der Projektmesse dazu auf, in diesem Sinne zu handeln: „Nutzen Sie heute hier die Chance, Kontakte zu knüpfen und werden Sie zivilgesellschaftlich aktiv.“
Die Projektmesse ist dafür ein gutes Forum. Zumindest die meiste Zeit: Am Anfang regnet es so stark, dass die Messe auf der Kippe steht, dann kommt aber doch die Sonne heraus und das Flötenorchester der Albert-Gutzmann-Schule Schule kann ein kleines Konzert spielen. Absoluter Hit des Tages: „We will rock you“ von Queen. Später regnet es wieder.




Text/Fotos: M. Hühn, Webredaktion, Mai 2025