Abschiedsfeier für die Stadtteilkoordination Plus

Am 31.12.2024 endete die Stadtteilkoordination (STK) Plus im ehemaligen QM-Gebiet Ackerstraße. Auf einer kleinen Feier im Nachbarschaftsraum Waschküche wurde die Stadtteilkoordinatorin Evelyne Leandro verabschiedet.

Was macht eine Stadtteilkoordination Plus?

Stadtteilkoordinationen Plus wurden in verschiedenen Bezirken eingerichtet, um die Strukturen, die in Quartiersmanagement-Gebieten entstanden waren, nach deren Beendigung zu stabilisieren. Dazu gehört die Unterstützung von Initiativen im Gebiet sowie die Pflege und der Aufbau von Netzwerken.

Wie arbeitete die STK Plus im ehemaligen QM Gebiet Ackerstraße?

Die STK Plus im ehemaligen QM Gebiet Ackerstraße war die erste im Bezirk Mitte. Zwar gab es mit Jochen Uhländer bereits einen Stadtteilkoordinator für die Bezirksregion Brunnenstraße Nord, zu der auch das ehemalige QM Gebiet Ackerstraße gehört, die neue Stelle erweiterte aber die Möglichkeiten der Stadtteilkoordination. Die erste Stadtteilkoordinatorin Plus, Sonja Kirschning, konnte sich stärker auf die Initiativen konzentrieren, die im ehemaligen QM Gebiet Ackerstraße entstanden waren, pflegte Netzwerke und baute neue Gremien wie die Bürger*innenjury mit auf. 2022 verließ Sonja Kirschning das Team und Evelyne Leandro übernahm ihr Stelle. Zu ihren Aufgaben gehörte die Betreuung der Büger*innenjury und der Stadtteilkasse, regelmäßige Sprechstunden in der Waschküche, außerdem moderierte sie das Netzwerk für Interkulturellen Dialog, in dem das Familienzentrum Wattstraße, die Evangelischen Kirchengemeinden, die Waschküche und das Quartiersmanagement Brunnenstraße aktiv sind. Nach dem Ende der STK Plus wird Jochen Uhländer weiterhin als Stadtteilkoordinator für die Region Brunnenstraße Nord arbeiten, Evelyne Leandro wird Berlin verlassen.

Hat die STK Plus etwas gebracht?

Alle Beteiligten in der Waschküche blicken positiv auf die letzten Jahre zurück. Anerkennung gibt es in beide Richtungen: Aktive aus dem Brunnenviertel bedanken sich bei Evelyne für ihre Arbeit, umgekehrt loben Jochen und Evelyne die gute und aktive Nachbarschaft im Kiez: „Die Menschen und die Träger arbeiten im Brunnenviertel gut zusammen. Ein Projekt kann noch so toll und gut gemeint sein, es ist alles nichts ohne die Menschen, die mitmachen.“, sagt Jochen Uhländer. Einig sind sich alle, dass man ausreichend Zeit und auch Geld braucht, um positive Entwicklungen anzustoßen. „Wenn du dich nur auf das Tagesgeschäft konzentrieren kannst, hast du für größere Sachen kaum Zeit“, berichtet Jochen. Es sei von Vorteil gewesen, dass er mit Evelyn zusammenarbeiten konnte. Dies habe ihm unter anderem ermöglicht, an Treffen zum Modellprojekt „Zukunftskieze“ der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie teilzunehmen.

STK Plus auch im QM Gebiet Brunnenstraße geplant

Zum Abschluss in der Waschküche gibt es Blumen vom Quartiersmanagement Brunnenstraße, sogar das Team des ehemaligen QMs Ackerstraße kommt vorbei.

Aufgrund der guten Erfahrungen mit der STK Plus im ehemaligen QM-Gebiet Ackerstraße soll es perspektivisch auch eine solche im QM Gebiet Brunnenstraße geben, wenn dieses Ende 2027 beendet wird. Geplant ist, dass die STK Plus zum 1. Juli 2027 die Arbeit aufnimmt und viereinhalb Jahre im Kiez aktiv sein wird.

Quartiersmanagerin Esra Nurgenc überreicht Evelyne Leandro zum Abschied einen Strauß Blumen

Ohne nachbarschaftliches Engagement gibt es keine Integration“

Interview mit Evelyne Leandro

Vor 15 Jahren kam Evelyne Leandro zusammen mit ihrem Mann nach Berlin ins Brunnenviertel. Aufgewachsen ist Evelyne in Bahia im Nord-Osten Brasiliens. Sie hat BWL studiert und jahrelang in gemeinnützigen Organisationen gearbeitet. Im Brunnenviertel hat sie sich in der Bürgerredaktion engagiert und den Verein Janainas e.V. gegründet, ein Treffpunkt für portugiesischsprachige Frauen. 2014 hat sie in einem Buch ihre Erfahrung mit der hierzulande kaum noch auftretenden Krankheit Lepra beschrieben. Am 31.12.2024 endet Evelyn Leandros Tätigkeit als Stadtteilkoordinatorin Plus im Brunnenviertel, im Februar zieht sie zusammen mit ihrem Mann nach Osnabrück.

Webredaktion: Warum denn Osnabrück?

Evelyne: (lacht) Alle rollen die Augen, wenn ich erzähle, dass wir nach Osnabrück ziehen. Tatsächlich fühle ich mich hier sehr wohl, das Brunnenviertel ist nicht der Grund, weswegen wir wegziehen. Mein Mann hat Familie in Osnabrück.

Webredaktion: Wie war das damals für Dich, als Du nach Berlin kamst?

Evelyne: Ich hatte Glück. Wir wohnten in direkter Nachbarschaft zu Dominique Hensel und Andrei Schnell, die mich sofort willkommen hießen. Später habe ich Beate Chudowa vom Verein Brunnenviertel e.V. kennengelernt, in dem ich mich dann engagiert habe. Seit 2014 bin ich in der Bürgerredaktion aktiv. 2018 habe ich den Verein Janainas gegründet, weil ich den Eindruck hatte, dass es keine Angebote für portugiesischsprechende Frauen in Berlin gibt. Ich habe mich hier nie fremd gefühlt. Das liegt aber auch daran, dass das Brunnenviertel einen hohen Migrationsanteil hat.

Webredaktion: Wenn Du zurückblickst: Was hat sich im Brunnviertel positiv, was eher negativ entwickelt?

Evelyne: Positiv ist auf jeden Fall, dass aus der Nachbarschaft heraus viele Initiativen entstanden sind, dass es eine aktive Bewohnerschaft gibt. Dazu gehören z.B. die Bürgerredaktion oder die Brunnengärtner. Ohne nachbarschaftliches Engagement gibt es keine Integration. Als negativ empfinde ich, dass das Müllproblem so groß geworden ist und die Grünflächenpflege vernachlässigt wird. Der Umgangston in Berlin ist auch rauer geworden.

Webredaktion: Hast Du schon einen neuen Job in Osnabrück?

Evelyne: Ich nehme erst einmal eine kurze Auszeit und gehe dann auf die Suche. Ich bin zwar Betriebswirtin, arbeite aber am liebsten in NGOs oder sozialen Projekten.

Auf https://brunnenmagazin.de/evelyne-leandro-sagt-tschuss/ hat Evelyne Leandro einen Text zu ihrem Umzug veröffentlicht.