Ideen und Realismus auf dem Müllgipfel

Das Bezirksamt Mitte hat einen erneuten Versuch unternommen, für das allgegenwärtige Müllproblem (neue) Lösungen zu finden. In einer dreiwöchigen Online-Aktion wurden auf mein.berlin.de Ideen gesammelt, wie die Vermüllung des öffentlichen Raumes reduziert werden könnte. Auf dem abschließenden Müllgipfel im Müll-Museum in der Prinzenallee wurde aber schnell klar: Für spürbare Verbesserungen fehlt dem Bezirk das Geld.

Müll ist ein großes Thema in allen Bezirken

Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger kam persönlich zum Müllgipfel, gemeinsam mit Christopher Schriner, Bezirksstadtrat für Ordnung, Umwelt, Natur, Straßen und Grünflächen. Begleitet wurde Remlinger von Vertreter*innen des Straßen- und Grünflächenamtes (SGA), des Umweltamtes und des Ordnungsamtes. Das Problem ist ein großes Thema in allen Berliner Bezirken, nicht nur in Mitte. Der rbb hatte extra ein Fernseh-Team in die Prinzenallee geschickt und räumte dem Thema viel Zeit in der Abendschau ein. Am Ende gab es nichts Neues zu berichten.

Ziel ist die dauerhafte Bewältigung des Müllproblems

Der Austragungsort des Gipfels, das Müll Museum in der Prinzenallee, wurde nicht ohne Grund gewählt. Der Soldiner Kiez kämpft seit Jahren mit dem Müllproblem, Anwohner*innen sind gleichermaßen genervt und hilflos. Im Müll Museum wird dies zur Sprache gebracht und künstlerisch aufgearbeitet; das Museum bot sich somit als Kooperationspartner für das Bezirksamt an. Ziel des Gipfels, so das BA, sei die Entwicklung von Lösungsansätzen, “um das Müllproblem im Bezirk Mitte dauerhaft zu bewältigen.”

Müll ist eine komplizierte Materie

Einer dauerhalten Lösung im Wege steht die Komplexität des Problems, das wurde auch auf dem Müllgipfel wieder deutlich. Zum einen sind es die verschiedenen Formen des Mülls, zum anderen die unterschiedlichen Zuständigkeiten. Es gibt Haus-, Sperr- und Gewerbemüll für den wahlweise die BSR, das SGA, das Umweltamt oder private Unternehmen und Hauseigentümer*innen zuständig sind. Zwei Faktoren verschärfen zusätzlich die Lage in Berlin: die stetig wachsende Menge an Verpackungsmüll und die Schwierigkeit, Sperrmüll zu entsorgen. Den Verpackungsmüll schmeißen achtlose Passanten auf die Straße oder er wandert aus Höfen mit zu wenigen Tonnen in den öffentlichen Raum. Im Gegensatz zu anderen Städten schaffen es die Berliner Entsorgungsbetriebe aus Geld- und Personalmangel nicht, eine regelmäßige, kostenlose Sperrmüllabfuhr anzubieten, was dazu führt, dass sich an vielen Ecken illegale Ablageplätze gebildet haben.

Weil die BSR nicht nur, aber überwiegend ihre Tätigkeit auf das Straßenland beschränkt, müssen die Bezirke z.B. auf Spielplätzen oder in Parks selbst für die Beseitigung des Mülls sorgen. Im Humboldthain räumen Mitarbeiter*innen des Beschäftigungsträgers Schildkröte im Auftrag des SGA den Abfall von den Wiesen. Für die Wege im Park ist das Umweltamt zuständig und für die angrenzenden Straßen wiederum die BSR.

Akteure kamen miteinander ins Gespräch

Lena Reich, Mitgründerin des Müll Museums, sah folglich schon im bloßen Zusammentreffen der verschiedenen Akteure einen Erfolg des Gipfels. “Unser Ziel war, dass alle miteinander reden: Verwaltung, Gewerbetreibende, Nachbarschaft und Kiezakteure. Am Ende haben wir alle einen gemeinsamen, komplexen Blick auf das Problem bekommen. Und wichtig war, dass sowohl die Verwaltung als auch die Anwohner*innen gemerkt haben, dass es der anderen Seite nicht egal ist.”

Letztlich, so Reich, würden zwei Maßnahmen wirklich helfen: Gesetze gegen den Verpackungsmüll und Wegwerfprodukte sowie mehr Personal bei der BSR und in der Verwaltung. Re-Use, also die Wiederverwendung bzw. -verwertung von Produkten sei wichtig, aber nicht der Gamechanger; das sehe man am Soldiner Kiez. “Wir sind hier ein armer Kiez, viele machen Re-Use aus Armut. Die Leute holen sich ihr Essen bei der Tafel und kaufen gebrauchte Sachen.”

Armut ist auch ein Grund für die illegale Sperrmüll-Entsorgung: Eine Abholung kostet Geld, genauso wie die Anmietung eines Autos, falls man keins hat. Bezirksbürgermeisterin Remlinger plädiert deshalb – unter anderem – für mehr Kieztage (zentrale Sperrmüllsammlungen der BSR), mehr Schadstoffmobile und für die Anschaffung von Lastenrädern. Das sei dann zwar alles nicht perfekt, so Remlinger gegenüber dem rbb, aber “jedes kleine Bisschen hilft beim Thema Sperrmüll.”

Als nächster Schritt ist die Auswertung der Umfrage und des Müllgipfels geplant.

Der nächste BSR-Kieztag im Brunnenviertel findet am Sa, 7. Dezember statt

Am Samstag, 7.12.2024, von 8:00 – 13:00 in der Demminer Straße 24 (Wendehammer) findet die nächste kostenlose Sperrmüllabholung statt.

Bei Bedarf organisiert die Stadtteilkoordination Brunnenstraße die Abholung des Sperrmülls in der Wohnung, bitte bei stk-brunnenstrasse-nord@berlin.de melden.