Awareness-Team im Mauerpark: Prävention und Hilfe

Überall sitzen kleine Grüppchen auf dem Gras, manche Leute spielen Basketball, andere grillen und es läuft gefühlt in jeder Ecke Musik – der Mauerpark ist ein Hotspot für Tourist*innen und Einheimische, vor allem für junge. In den letzten Jahren machte der Mauerpark aber auch Schlagzeilen als Kriminalitäts-Hotspot. Insbesondere Raub- und Sexualdelikte katapultierten ihn 2023 hinter dem Görlitzer Park auf Platz 2 in der Polizeistatistik für alle Berliner Grünflächen. Dieses Jahr ist erstmals ein sogenanntes „Awareness-Team“ unterwegs, um die Sicherheit im Park zu erhöhen – nicht durch robustes Eingreifen nach Art einer Security oder Erhöhung der Polizeipräsenz, sondern durch Gespräche mit den Besucher*innen des Parks.

Das Bezirksamt Pankow hatte die Kreuzberger Firma think SI3 damit beauftragt, das Awareness-Konzept bis Ende September 2024 umzusetzen. Unterstützt wird das Projekt vom Freunde des Mauerparks e.V.

Awareness steht im englischen für Bewusstsein, aber auch für Achtsamkeit und Aufmerksamkeit. „Die Idee stammt ursprünglich aus der Clubszene. Durch direkte Ansprache sollen Konflikte vermieden, vor allem aber sollen Frauen und andere vulnerable Gruppen geschützt werden. Es ist in erster Linie ein präventives Konzept“, erklärt Iris Uhlenbruch von think SI3.

Was macht das Awareness-Team im Mauerpark?

Im Mauerpark sind jeden Freitag und Samstag zwischen 19 Uhr und 4.30 Uhr zwei Mitarbeiter*innen zu Fuß unterwegs, eine dritte Mitarbeiter*in hält sich in dem orangefarbenen Zelt auf, das das Team vor jeder Schicht im Eingangsbereich des Flohmarktgeländes aufbaut. „Das Zelt ist ein geschützter Raum, ein Saferspace für Hilfesuchende. Außerdem kann das Team von dort aus an Stellen vermitteln, die weitergehende Hilfe leisten können, wie Krankenhäuser, psychologische Notfall- oder andere Krisendienste“, erzählt Sarah Roth, die Teamleiterin vor Ort. Ist das Zelt aufgebaut, gibt es eine Besprechung, anschließend startet der Rundgang. „Wir gucken, wo Party-Gruppen sind, wo es lauter ist. Die Teams lesen den Raum, achten auf die Körpersprache, schauen danach, ob sich jemand unwohl fühlt oder Angst hat“, erklärt Sarah. Im Fokus stehen junge Frauen und Menschen, die häufig Ziel von Beleidigungen und Angriffen sind, wie z.B. homosexuelle oder transsexuelle Leute.

Sicherheit vermitteln

Die Mitarbeiter*innen sind speziell für ihre Arbeit in Parks geschult, oberstes Ziel ist es, den Menschen Sicherheit zu vermitteln und unangenehme Situationen aufzulösen. Iris Uhlenbruch berichtet von einem besonders anschaulichen Fall: „Unsere Mitarbeiter*innen haben beobachtet, wie ein älterer Mann auf eine Gruppe junger Mädchen einredet. Die Mädchen haben sich offensichtlich unwohl gefühlt, aber kamen aus der Situation nicht raus. Unsere Mitarbeiter*innen haben die Mädchen dann in ein Gespräch verwickelt und versucht, mit dem Mann zu reden. Der ist aber weitergegangen.“ Körperlich schreitet das Awareness-Team nicht ein. Wenn es irgendwie brenzlig wird, kann das Team die Parkläufer zur Hilfe rufen, die ebenfalls von think SI3 gestellt werden und wie das Awareness-Team im Auftrag des Bezirksamtes Pankow unterwegs sind. In Extremfällen rufen die Mitarbeiter*innen die Polizei.

Hauptproblem Drogenmissbrauch

Dass es im Mauerpark besonders gefährlich sei, kann das Team nicht bestätigen. Ebensowenig, dass Jungs mit Migrationshintergrund regelmäßig Stress machen würden. Problematisch sei vielmehr der Drogenmissbrauch sehr junger Parkbesucher*innen. „Die sind 12, 13 oder 14 und wollen sich ausprobieren. Deshalb leisten wir hier viel präventive Arbeit. Wir erklären, wo es Wasser gibt, wo man Hilfe bekommt oder dass man niemanden alleine zurücklassen soll. Dadurch, dass wir nicht die Eltern sind und altersmäßig näher dran, können wir mit den Jugendlichen auf Augenhöhe kommunizieren. Hinzu kommt, dass das Team international ist und in vielen verschiedenen Sprachen die Menschen ansprechen kann“, berichtet Sarah.

Umfrage unter den Parkbesucher*innen geplant

Das Projekt läuft noch bis Ende September. Ob es nächstes Jahr eine Neuauflage geben wird, steht noch nicht fest. Inwieweit das Awareness-Team das Sicherheitsgefühl im Mauerpark erhöht hat, soll nun eine Umfrage klären. Dazu werden die Teams bei ihren Rundgängen die Parkbesucher*innen direkt befragen. Alle, die sich öfter im Mauerpark aufhalten, sind eingeladen, mitzumachen. Über die Ergebnisse werden wir auf unserer Webseite berichten.

Hier geht’s zur Umfrage: https://www.think-sihoch3.com/umfrage25/