Die Essbare Straße – Jetzt geht es so richtig los!
Bereits am 30. Oktober 2023 startete ein neues Projekt im QM-Gebiet: „Die Essbare Straße“. Ziel des Projektes ist es, Gemeinschaftsgärten im Kiez anzulegen und viele Menschen zum Mitmachen zu begeistern. Der Projektträger Essbare Straße e.V. hat bereits erste Erfahrungen gesammelt und in der Swinemünder Straße mehrere Hochbeete angelegt.
Während die meisten der Berliner Urban-Gardening-Projekte in Baulücken, auf Parkhausdächern, in Parks und sogar auf ehemaligen Friedhöfen angesiedelt sind, stellen Gartenprojekte im öffentlichen Straßenland bislang die Ausnahme dar. Die Swinemünder Straße zwischen Rügener – und Bernauer Straße bietet sich dafür an: Sie ist verkehrsberuhigt, es gibt einen breiten, begrünten Mittelstreifen mit Sitzecken und freien Flächen, den großen Vinetaplatz und das baumbestandene Parkgelände am südlichen Ende.
Die Initiatorinnen, Sandra Zangerl und Katharina Schütze, starteten 2022 mit der Erweiterung einer Wildblumenwiese Höhe Lortzingstraße, im Herbst folgten direkt daneben die erstenHochbeete. Um alles vom Straßen- und Grünflächenamt genehmigt zu bekommen, mussten sich Katharina und Sandra erst einmal mit dem Verfassen entsprechender Anträge vertraut machen. Ein zu Beginn mühsamer Weg, doch das dadurch erlangte Wissen rentiere sich , erzählt Sandra. So sei der Folgeantrag für das Aufstellen von Wassercontainern neben den Hochbeeten in kurzer Zeit genehmigt worden. Die Wassercontainer werden gebraucht, damit die Beete gegossen werden können, ohne dass man aufwendig das Wasser von weit her anschleppen muss. Das Thema Wasser ist ebenfalls ein Teil des Projekts. Langfristig wünscht man sich ein ressourcenschonendes Wassermanagement: „Wir würden gerne das Regenwasser von den angrenzenden Dachflächen auffangen und nutzen“, erklärt Katharina.
In den aktuell 30 Beeten, die sogenannte „Keimzelle“ auf Höhe der Swinemünder Straße 84-85, wachsen essbare Pflanzen wie Salat, Kohl, Tomaten, viele Kräuter und weitere Gemüsesorten. Die Ernte kann bedenkenlos verzehrt werden, weil die Beete weit genug von befahrenen Straßen entfernt stehen. Essbar sollen die Pflanzen in der Swinemünder Straße aber nicht nur für Menschen sein: Auf der angrenzenden Wildblumenwiese können sich Insekten und Vögel ernähren.
Die Vision des Vereins Essbare Straße e.V. ist, dasssich das Projekt über den gesamten, verkehrsberuhigten Abschnitt der Swinemünder erstreckt.Los geht es jetzt aber erst einmal mit einer Erweiterung der Keimzelle und neuen Beeten im sogenannten Boulegarten. Hier werden in den nächsten Wochen und Monaten viele neue Hochbeete für die Nachbarschaft entstehen.
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Um möglichst viele Menschen zum Mitmachen zu bewegen, setzen Sandra und Katharina zum einen auf die Anziehungskraft des Projektes und die Neugier vieler Menschen, zum anderen auf die Kommunikation mit den Nachbar*innen im Kiez. Ziel sei es, so Sandra, mögliche Barrieren abzubauen. Zwar hätten die meisten Gartenprojekte den Anspruch, Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten und kulturellen Herkünften einzubeziehen, „aber es funktioniert oft nicht, von wenigen Ausnahmen abgesehen.“ Wie dies erreicht werden kann, gilt es im Rahmen des Projekts herauszufinden und umzusetzen. Direkte Ansprachen könnten ein möglicher Weg sein oder die Unterstützung durch Multiplikator*innen aus verschiedenen Communities. Wie sonst nur Sport und Musik bieten das Gärtnern und das Essen jedenfalls die Chance, dass unterschiedliche Gruppen und Menschen miteinander in Kontakt kommen – und sich gegenseitig bereichern.
Die Kommunikation im Kiez und mit den Behörden sowie die praktische Gartenarbeit sind zeitaufwendig, und das Material und die Umsetzung kosten Geld. Bisweilen arbeiteten die Initiatorinnen ehrenamtlich und konnten Sachmittel über den Aktionsfonds des Quartiersmanagements, der Stadtteilkasse der Stadtteilkoordination, und über die „anstiftung“ aus München akquirieren. Mit dem Projektzuschlag im Rahmen des Programms „Sozialer Zusammenhalt“ bietet sich nun die Möglichkeit intensiv an der Vision der Essbaren Straße zu arbeiten.
Ihr habt Lust mitzubauen, mitzugärtnern oder wollt das Projekt besser kennenlernen? Dann schaut auf der Webseite der Essbaren Straße vorbei: https://essbare-strasse.de/. Hier werden regelmäßig Neuigkeiten und Termine veröffentlicht.
Text: M. Hühn / Fotos: S. Zangerl, 2024