Gut besuchtes Kiezgespräch mit Bezirksstadtrat Gothe

Kiezgespraech mit Stadtrat Gothe im Nachbarschaftsraum Waschkueche

Mehr als 50 Teilnehmer*innen kamen am Mittwoch, den 14.02.2024 zum Kiezgespräch mit Stadtrat Ephraim Gothe in die Waschküche in der Feldstraße. Inhaltlich ging es um die Themen Obdachlosigkeit, um Kaufland, das ehemalige Diesterweg Gymnasium sowie um das geplante Humboldt-Quartier.

 

 

„Heute ist ein Abend, von dem ich immer geträumt habe“, sagte Pfarrer Thomas Jeutner von der evangelischen Kirchengemeinde Versöhnung, Trägerin des Nachbarschaftsraumes Waschküche, am Ende der Veranstaltung. Die große Resonanz habe gezeigt, dass ein solcher Ort für Bürger*innengespräche, vom damaligen QM Ackerstraße initiiert, gebraucht werde und funktioniere.
Vorausgegangen war eine sachliche und im Ton freundliche Gesprächsrunde mit Ephraim Gothe. Der Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung und Facility Management kam mit zwei Mitarbeiter*innen aus dem Sozialamt in die Waschküche, die über die Situation von obdachlosen Menschen sprachen. Konkret ging es um den Parkplatz unter der Swinemünder Brücke, auf der mehrere Obdachlose ein Camp aufgeschlagen hatten, bis der Eigentümer, das amerikanische Immobilienunternehmen Hines, einen Zaun zog und die Fläche sperrte. Man kenne die Menschen, die dort lebten, so ein Mitarbeiter des Sozialamtes, und wisse, wo diese sich mittlerweile aufhielten. Einen Einfluss auf die Sperrungen unter der Brücke habe der Bezirk nicht, ergänzte Gothe.
Generell habe man das Thema aber im Blick, so Gothe. Zwei Sozialarbeiter*innen seien im Bezirk mit Sprachmittler*innen unterwegs, um mit den Obdachlosen in Kontakt zu bleiben und gegebenenfalls Hilfe anbieten zu können. Den Vorschlag eines Teilnehmers, den wohnungslosen Menschen leerstehende Immobilien zur Verfügung zu stellen, relativierte Gothe: Viele Obdachlose könne man nicht einfach in eine Wohnung setzen, weil sie mit der neuen Situation oft nicht zurecht kämen und eine Begleitung bräuchten: „Es dauert manchmal mehrere Monate, bis jemand wieder ‚wohnfähig‘ wird.“
Auch beim Thema Quartier am Humboldthain musste der Stadtrat auf die begrenzten Möglichkeiten des Bezirks hinweisen. Das Gelände an der Gustav-Meyer-Allee wird von einer privaten Gesellschaft entwickelt, welche die darauf geplanten Immobilien schon vor dem ersten Spatenstich an Interessenten verkauft. Zwar hat der Bezirk Vorgaben hinsichtlich der Gebäudehöhen, der Nutzung und ökologischer Belange formuliert, letztlich könne man das Projekt aber nur begleiten.
Differenzen zwischen den Teilnehmer*innen und dem Stadtrat gab es beim Thema Diesterweg-Gymnasium. Während viele Anwohner*innen den im Herbst 2023 errichteten, hohen Blechzaun um die Schule weg haben möchten, verwies Gothe auf dessen Zweck. Der Zaun verhindere, so Gothe, dass Menschen in der leerstehenden Schule größere Schäden anrichten könnten. Die grundlegende Problematik verortete er woanders: „Der eigentliche Skandal ist, dass kein Geld für eine Schule da ist.“ Eine solche würde gebraucht, aber weder Bezirk noch Senat könnten die für die Sanierung notwendigen 80 Millionen Euro darstellen. Auch kurzfristig können man nichts machen: „Selbst wenn plötzlich Geld vom Himmel fiele und man heute anfangen könnte, würde es mindestens acht Jahre dauern.“
Dass sich in nächster Zeit trotzdem etwas bewegen wird auf dem Gelände, liegt an einer anderen Schule: Sobald die Umbauarbeiten an der Ernst-Reuter-Schule beginnen, wird der ehemalige Sportplatz des Diesterweg Gymnasiums zum Ausweichstandort für eine Container-Schule und die Fläche mit den Tischtennisplatten wird zum Schulhof.
Beim letzten Thema des Abends ging es erneut um die Liegenschaft des Immobilienunternehmens Hines. Dem gehört nicht nur die Fläche unter der Swinemünder Brücke, sondern das ganze Areal bis zur Brunnenstraße hin, ergo auch das Gebäude, in dem sich zur Zeit noch Kaufland befindet. Dieses möchte Hines abreißen, um Platz für ein Bürogebäude zu schaffen. Auch wenn bislang keine offiziellen Pläne vorliegen, setzt sich der Nachbarschaftsverein Brunnenviertel e.V. für den Erhalt des Gebäudes und des Kaufland-Standortes ein. Beate Chudowa vom Brunnenviertel e.V. übergab Ephraim Gothe eine Liste mit 700 Unterschriften, die der Verein im Kiez gesammelt hatte.

Text + Foto: M. Hühn