Was ist der aktuelle Stand des ehemaligen Diesterweg-Gymnasiums? – 2. Informationsveranstaltung
Die Bezirksstadträte Ephraim Gothe und Benjamin Fritz, die Sozialraumorientierte Planungskoordination sowie die Stadtteilkoordination Brunnenstraße Nord laden am 27. Mai 2024 zur 2. Informationsveranstaltung zur Zukunft des Standorts des ehemaligen Diesterweg-Gymnasiums ein.
Die Veranstaltung findet von 18:00 bis 19:30 Uhr im Olof-Palme-Zentrum, Demminer Straße 28, 13355 Berlin statt.
Geplante Themen sind unter anderem die Gespräche des Bezirksamts Mitte mit dem Staatssekretär für Schulbau, die Sicherungs- und Sanierungsarbeiten am Gebäude, die zukünftige Nutzung des Geländes als Ersatzstandort der Ernst-Reuter-Schule und die Beleuchtung am jetzigen Durchgang zwischen Swinemünder- und Putbusser Straße.
Die Veranstaltung wird durch das Büro für Bürger*innenbeteiligung moderiert.
Wir möchten Ihnen ausreichend Raum für Ihre Fragen und Kommentare bieten und freuen uns auf Ihr zahlreiches Erscheinen sowie einen konstruktiven Austausch.
Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zu erreichen. Personen mit Unterstützungsbedarf werden gebeten, sich bei der Stadtteilkoordination Brunnenstraße Nord, Jochen Uhländer (stk-brunnenstraße-nord@berlin.de oder 0159 0462 5098), zu melden.
Bitte beachten Sie, dass während der Veranstaltung gefilmt und fotografiert wird.
Um was geht es beim Diesterweg-Gymnasium?
An dem seit Jahren im Dornröschenschlaf liegenden ehemaligen Diesterweg-Gymnasium wächst ein Zaun. Da es zu dem Bau einige Anfragen gegeben hat, möchten wir an dieser Stelle über den Stand der Dinge informieren (Update vom 21.12.23).
Am 23.11.23 hat auf Einladung von Stadtteilkoordination Brunnenstraße Nord, Brunnenviertel e.V. und QM Brunnenstraße unter dem Motto „12 Jahre Verfall beenden!“ eine Informationsveranstaltung zu Zaun und Zukunft des ehemaligen Diesterweg-Gymnasiums stattgefunden. Laut Leitung der Task Force Schulbau bei der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie stehen auf absehbare Zeit keine Mittel aus der Schulbauoffensive für die Sanierung zur Verfügung. Der Bezirk hält an der Reaktivierung des Geländes als Schulstandort fest und hofft auf Mittel aus dem als Sonderfonds deklarierten, noch einzurichtenden Klimafonds des Landes Berlin. Aufgrund der fehlenden Mittel für den Schulstandort gab es aus dem Publikum die Anregung, auch über andere finanzierbare Nutzungen bzw. eine teilweise Zwischennutzung zu diskutieren. Die Runde hat sich für März 2024 zum Thema erneut verabredet.
Der Wedding-Weiser hat zur Veranstaltung einen ausführlichen Artikel veröffentlicht. Auch in der neuesten Ausgabe des Brunnen-Magazins – u.a. im QM-Büro erhältlich – beschäftigen sich drei Texte mit der Situation am ehemaligen Standort des Diesterweg-Gymnasiums. Hier gehts zur Online-Ausgabe des Brunnen-Magazins. Die Berliner Woche stellt fest, dass immer noch kein konkreter Plan für den Standort an der Putbusser Str. 12 vorliegt. Hier gehts zum Artikel der Berliner Woche.
Zum Zaun gibt es die Verabredung, sich im Januar 2024 mit Bezirksstadtrat Herrn Gothe und dem Facility Management vor Ort zu treffen, um sich über die weitere Gestaltung des Zauns und der Beleuchtungssituation des nördlichen Fußwegs, der die Swinemünder und die Putbusser Straße verbindet, zu verständigen.
Ansonsten wurde auf der Veranstaltung vom Facility Management wiederholt, was hier bereits veröffentlich wurde: Einer Stellungnahme der zuständigen Serviceeinheit (SE) im Bezirksamt Mitte zufolge soll mit dem Zaun verhindert werden, dass Menschen in das leerstehende Gebäude eindringen. Neben der Architektur des Zauns („Weg mit der Blechmauer! Slum-Architektur im Brunnenviertel“ vom 24.09.23, Tagesspiegel) ruft sein Verlauf den Unmut der Anwohnenden hervor. Der Schulhof, auf dem sich neben schattenspenden Bäumen auch viel genutzte Tischtennisplatten und Bänke befinden, ist ebenfalls eingezäunt worden.
Es gab laut Bezirksamt dieses Jahr zwei Brandstiftungen, die auf der Seite des Schulhofes stattgefunden haben, u.a. wurde ein Schlafplatz angezündet. Das BA wurde mehrmals von der Polizei aufgefordert, als Eigentümer das Gelände aufgrund mehrerer Hausfriedensbrüche und Unruhestiftungen baulich und mit einer ausreichenden Höhe einzufrieden. Des Weiteren hat sich der Zustand auf dem Grundstück in den letzten zwei Jahren aus Sicht des Bezirksamtes sehr verschlechtert. Mit großem Aufwand muss das Grundstück mehrmals im Monat beräumt werden, weshalb das BA vor Ort einen Container angemietet hat. Ungeachtet dessen ist das Schulgelände nicht in Betrieb und befindet sich im Privateigentum des Landes Berlins. Entsprechend werden die Anlagen auf dem Grundstück nicht gewartet, welche ebenfalls eine Gefahrenquelle für Menschen darstellen.
Das Gelände des ehemaligen Diesterweg-Gymnasiums (Foto: Julia Schonlau)
Geschichte und Ist-Zustand der ehemaligen Diesterwegschule
Der futuristische Bau zwischen der Swinemünder und der Putbusser Straße verfällt seit Jahren, der Zeitpunkt einer Sanierung ist ungewiss. Klar ist nur, dass die ehemalige Schule wieder als solche genutzt werden soll. Dies geht ebenfalls aus der Stellungnahme der Senatskanzlei hervor (Link zur Drucksache „Sanierung des Schulgebäudes der ehemaligen Diesterweg- bzw. Ranke-Schule in der Putbusser Straße 12“).
Der Bezirk hatte das Oberstufenzentrum 2011 geschlossen, weil man von sinkenden Schüler*innenzahlen ausging. Die darin integrierte öffentliche Bibliothek zog 2011 zunächst in die Schulcontainer, bevor auch sie 2015 geschlossen wurde. 2012 gründete sich die Initiative „ps wedding“, die das Gebäude erhalten und zu einem Ort mit günstigen Wohnräumen, einem Quartiers- und Nachbarschaftszentrum, einer Kita, Wohnplätzen für Geflüchtete und einer Bibliothek entwickeln wollte. Mehr Informationen zu ps wedding finden Sie auf der Webseite.
Die Pläne stießen damals auch auf Zustimmung im Bezirksamt. 2019 entschied sich der Bezirk um: Aufgrund steigender Schülerzahlen sollte das Gebäude nun doch wieder als Schule genutzt werden (Link zur Drucksache „Reaktivierung der Liegenschaft Putbusser Str. 12 als Schulstandort“).
Dafür plante der Bezirk den Abriss der alten und den Bau einer neuen Schule – bis das Denkmalamt den knallorangefarbenen Bau zum 01.11.2019 unter Denkmalschutz stellte und den Abriss verhinderte (Link zur Pressemitteilung).
Seither ist wenig passiert. Weder Bezirk noch Senat haben zurzeit entsprechende Mittel eingeplant, um die Schule zu sanieren. Zumal die möglichen Kosten momentan schwer zu kalkulieren seien, so die Senatskanzlei. Ursprüngliche Schätzungen von über 66 Millionen Euro dürften angesichts steigender Baukosten schon überholt sein. Wie hoch die Mittel für Schadstoffbeseitigung ausfallen und welche denkmalpflegerischen Maßnahmen getroffen werden müssen, ist ebenfalls noch unklar, schreibt die Senatskanzlei in ihrer Stellungnahme. Auch die von der BVV Mitte beschlossene gemeinsame Konzepterarbeitung mit der Initiative ps wedding kam bisher nicht zustande.
Billig ist freilich auch der Leerstand nicht. Das undichte Dach muss noteingedeckt werden, Bäume müssen geschnitten, Türen und Fenster gesichert werden. Im aktuellen Jahr belaufen sich die Kosten auf 700.000 Euro.
Vor dem Hintergrund der Beendigung des QM zu Ende 2027 bedarf es dringend konkreter Entwicklungsperspektiven des Geländes in der Putbusser Straße 12.
Text: M. Hühn, QM Brunnenstraße
Foto: J. Schonlau