Jugendprojekt unter Corona-Bedingungen
An jedem 2. und 4. Donnerstag des Monats, findet im 2. Stock des Olof-Palme-Zentrums ein Treffen des Caiju e.V. statt. Seit Beginn der Pandemie dürfen neben der Leiterin Melanie Zenk nur noch drei Jugendliche vor Ort sein, diese Woche sind Dimitri (17 Jahre), Ibo (16 Jahre) und Bop (16 Jahre) mit dabei.
Wie einer der Jugendlichen sehr treffend bemerkt, sind sie auf diesen Raum im OPZ angewiesen, denn durch die Corona Hygienevorschriften gibt es keine Alternativen. Bei schlechtem Wetter kann man sich auch nicht im Park treffen und bei gutem Wetter ist es so voll, dass man sich schwer konzentrieren kann.
Alle drei sind „Blitzjobees“, das heißt, sie bekommen über den Caiju e.V. kurzzeitige Arbeitseinsätze vermittelt. Das Projekt wird vom QM Brunnenstraße im Rahmen des Programms Sozialer Zusammenhalt gefördert. Die Einsätze können sowohl bei Privatpersonen als auch bei gemeinnützigen oder gewerblichen Einrichtungen stattfinden. Dadurch lernen die „Blitzjobees“ verschiedene Tätigkeitsfelder, Verbindlichkeiten, Pünktlichkeit und Selbstwirksamkeit kennen und verdienen sich noch ein Taschengeld dazu. Dimitri, Ibo und Bop sind erst seit wenigen Monaten mit dabei. Sie kennen also diese Tätigkeit nur unter den erschwerten Corona Bedingungen. Die Jugendlichen nehmen es leicht, außer den strengeren Hygieneregeln konnten sie keine Nachteile feststellen.
Außerdem nehmen alle drei auch noch am Jugendprojektentwicklungsfond (JPEF) teil, bei dem Jugendliche selbständig Projekte entwickeln. In regelmäßigen, von einem Coach begleiteten Arbeitstreffen, sammeln die Jugendlichen gemeinsam Projektideen und planen diese schrittweise bis zu ihrer Umsetzung. Dabei sammeln sie Punkte, erreichen verschiedene Projektlevel und verdienen Geld dafür. In diesem Rahmen findet auch das Treffen im Olof-Palme-Zentrum statt.
Wegen der Corona-Pandemie mussten einige Projekte, die schon in der Entwicklung waren, zuerst einmal pausieren. Dafür sind neue Ideen entstanden, die hoffentlich auch umgesetzt werden können.
Aber wie ergeht es den Jugendlichen während der Pandemie? Für die meisten war Corona der erste große Einschnitt in ihrem noch jungen Leben. Alles, was man vorher für selbstverständlich genommen hatte, wird plötzlich in Frage gestellt. Besonders hart war der letzte Lockdown, als im November die Schulen schließen mussten. Bop meint: „Die ersten zwei Monate gingen ja noch, aber der dritte war schlimm. Man wollte zur Schule, man wollte raus, man wollte was unternehmen. Dimitri hat die Zeit selber als langweilig, aber nicht so belastend erlebt. Als er dann aber nach drei Monaten zum ersten Mal wieder zur Schule ging, kam der Schock: „Ich habe aus dem Fenster gesehen und mir die Menschen alle einzeln angeguckt. Und ich dachte mir, krass, es gibt noch Menschen. Das ist ein Gefühl, was ich niemals vergessen werde.“ Für Ibo hatte sich am wenigsten geändert. Er hat sich weiterhin mit seinen Freunden getroffen, wenn auch nur noch in einer kleinen Gruppe. Einmal wurden sie dabei von der Polizei erwischt. „Die Polizisten waren aber nicht so schlimm“, sagt er.
Auf die Zeit, wenn trotz Corona wieder ein normaleres Leben möglich ist, freuen sich schon alle – auch die Jugendlichen. Ihre Wünsche und Träume sind bescheiden. Es sind die kleinen Dinge des Lebens, die sie vermissen, zum Beispiel, dass man wieder ins Fitnessstudio und ins Kino gehen kann. Sie freuen sich darauf, dass man sich wieder setzen kann, wenn man etwas zu essen bestellt hat. Am meisten aber möchten sie wieder ihre Freunde treffen und ohne Angst vor dem Virus leben können.
Der Caiju e.V. leistet immer wertvolle Arbeit, aber gerade in diesen schwierigen Zeiten sind seine Angebote besonders wichtig. Sie helfen dabei, die Jugendlichen aus der Isolation heraus zu holen und bietet ihnen Zukunftsperspektiven. Der Verein ist immer auf der Suche nach neuen Tätigkeiten für die Jugendlichen. Privatpersonen oder Geschäfte im Kiez, die spontan und unkompliziert Unterstützung brauchen, können sich jederzeit melden bei info@blitzjobs.de. Auf dieser Webseite gibt es eine Übersicht, wie “Blitzjobs” funktioniert.
Der Verein wird sich auch weiterhin im Brunnenviertel engagieren und die Jugendlichen hier unterstützen.
Text: Julia Schonlau, Foto OPZ: Julia Schonlau, Foto Teenkom:, Illustration: Dimitri