Gieß den Kiez – gieß das Brunnenviertel
Der Klimawandel und die daraus resultierenden trockenen und heißen Sommer belasten nicht nur die Menschen. In den Städten leiden auch die Straßenbäume unter den sich ändernden Bedingungen. Der Bezirk Mitte, Umweltorganisationen und engagierte Projekte rufen deshalb schon länger dazu auf, die Straßenbäume im Sommer zu gießen. Das Quartiersmanagement Brunnenstraße schließt sich diesen Aufrufen an.
Plattform „Giess den Kiez” spazieren geht. Dort sind die Stadtbäume an den Straße verzeichnet – mit Baumart, Alter und Wasserbedarf. Wer möchte, kann den Baum vor der eigenen Haustür suchen oder die Baumpflanzgeschichte des ganzen Kiezes studieren. Das ist ein besonderer und teils überraschender Blick auf das Viertel, der sich auf der Karte eröffnet.
Die Japanische Zierkirsche, die vor dem Olof-Palme-Zentrum am dichtesten an der Ecke zur Putbusser Straße steht, ist 38 Jahre alt. Sie hat einen mittleren Wasserbedarf und freut sich über jede Gießkanne voll Wasser. Um die Ecke herum in der Putbusser Straße steht eine Winter-Linde. Sie ist 76 Jahre alt und hat eine niedrigen Wasserbedarf. Sie versorgt sich über das Grundwasser selbst und braucht eigentlich keine weitere Gießunterstützung. Diese Informationen bekommt, wer auf der interaktiven Karte auf derAuf der Karte können sich interessierte Baum-Gießhelfer*innen informieren, welche Bäume im Kiez welchen Wasserbedarf haben. Die Nutzung der Plattform ist ohne Anmeldung möglich. Wer ein Konto erstellt, kann dort vermerken, welchen Baum er in einem Zeitraum wie viel Wasser gegeben hat. So können andere Nutzer*innen sehen, welcher Baum bereits versorgt ist und welcher noch Hilfe benötigt.
Die Karte von “Gieß den Kiez” ist ein Projekt des CityLAB Berlin. Das CityLAB ist ein öffentliches Innovationslabor für die Stadt der Zukunft im ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof. Gemeinsam mit einem großen Netzwerk aus Verwaltung, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Start-ups arbeiten wir an neuen Ideen für ein lebenswertes Berlin. Das CityLAB ist ein Projekt der Technologiestiftung Berlin und wird gefördert durch die Berliner Senatskanzlei.
Für das Gießen der Straßenbäume gibt es im Brunnenviertel übrigens – zumindest an einigen Orten – eine besondere Hilfe: die Trinkwasser-Notbrunnen. Die oft verschnörkelten gusseisernen Schwengelpumpen stammen aus der Kaiserzeit. In Berlin gibt es noch über 2000 von ihnen. In Berlin werden sie vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe und den Bezirksämtern betrieben, die Wasserqualität wird regelmäßig kontrolliert. Die Straßenbrunnen entstanden im 19. Jahrhundert. Bis 1856, als in Berlin die erste öffentliche Wasserleitung in Betrieb genommen wurde, dienten diese Brunnen ausschließlich der Trinkwasser- und Löschwasserversorgung. Eine wichtige Funktion hatten die Notwasserbrunnen im Zweiten Weltkrieg, als ein großer Teil der Infrastruktur zerstört war. Auch im Brunnenviertel wurden mit ihrer Hilfe viele Brände gelöscht. Heute haben sie eine andere Funktion: Sie können beim Wässern der Straßenbäume eine Hilfe sein.
Das Quartiersmanagement Brunnenstraße möchte die Bewohner*innen dazu ermuntern, im Sommer die Straßenbäume zu gießen. Als kleine Geste schenkt das Team allen Gießhelfer*innen eine faltbare Gießkanne. Wer möchte, kann sie sich bei einer der nächsten Termine der „Kaffee & Kekse“-Tour auf der Swinemünder Straße abholen und gern von seinem Paten-Baum erzählen. (Kaffee & Kekse: Gespräche über den Kiez)