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Ein Vorbild aus Erfahrung
Im kommenden Jahr ist es fünf Jahr her, dass das Bündnis „Wir lassen uns nicht betäuben“ im Brunnenviertel gegründet wurde. Nachdem es im letzten Jahr um die Netzwerkinitiative gegen Drogenmissbrauch still geworden ist, soll das Bündnis nun wieder aktiver werden. Klaus Großer arbeitet als ehemaliger Drogenabhängiger in der Initiative mit. Aber nicht nur im Rahmen dieses Projektes engagiert er sich für Prävention und gegen Drogenmissbrauch.
Klaus Großer kennt sich aus mit Drogen und den Problemen, die sich aus einer Drogensucht ergeben. Der 43-jährige Mann hat lange selbst Drogen konsumiert, heute lebt er abstinent und engagiert sich für Aufklärung und Prävention. Ohne Scheu erzählt er Schülern von seiner Biografie mit Drogenvergangenheit, will aufklären und darüber hinaus Drogensüchtigen bei dem schwierigen Weg in die Abstinenz unterstützen. Klaus Großer arbeitet bei einer gemeinnützigen GmbH, die in der Gaillardstraße in Pankow und in der Koloniestraße im Wedding suchtmittelfreie Wohnprojekte für ehemalige Drogenabhängige betreibt.
Für wenig Geld aber mit viel Engagement setzt sich Klaus Großer ein für andere, die noch nicht so sicher sind in einem Leben ohne Drogen. „Jemand, der Drogen konsumiert hat ist wie ein Kind, das Laufen lernt“, sagt er. Mit dem Absetzen der Droge allein sei es nicht getan, da Drogenabhängige oft den Kontakt zu anderen Menschen abgebrochen haben und mit den Regeln der Gesellschaft nicht mehr zurechtkommen. „Hier im Haus Phönix haben diese Menschen die Gelegenheit dazu, dies alles wieder zu lernen“, erklärt er das Prinzip des Wohnhilfeprojektes.
Das Haus Phönix in Pankow wurde 1998 eröffnet, das Haus in der Koloniestraße im Wedding gibt es seit 2006. An beiden Standorten zusammen stehen 60 Einzelzimmer zur Verfügung, im Wedding gibt es zusätzlich zehn Mietwohnungen für ehemalige Abhängige. Im vergangenen Jahr wurden in beiden Häusern zusammen 183 Menschen aufgenommen. „Im Durchschnitt wohnen die Mieter neun Monate hier, manche bleiben aber auch Jahre“, sagte Klaus Großer. Es sind meist Menschen, die aufgrund ihres Drogenkonsums ihre Wohnung verloren haben und nach einer Entgiftung nicht wissen, wo sie sonst hingehen sollen.
Im Haus Phönix kann aufgenommen werden, wer drogenfrei ist. Wer rückfällig wird, muss das Haus verlassen. Die Menschen, die kommen, werden aufgenommen und betreut von elf Mitarbeitern. Die meisten von ihnen haben keine sozialtherapeutische Ausbildung, sie arbeiten wie Klaus Großer oder Geschäftsführer Klaus Dieter Ambord aus Überzeugung und vor dem Hintergrund einer eigenen Drogenvergangenheit. Sie wissen, wovon sie reden und nehmen ihr Vorbildrolle sehr ernst. „Mit den Süchtigen zu arbeiten, das ist kein Zuckerschlecken“, sagt Klaus Dieter Ambord vielsagend. Es gebe viele Enttäuschungen und Rückfälle. Es gehe rauf und runter. Trotzdem hat er selbst in den vergangenen 25 Jahren verschiedene Projekte im Bereich der Drogen-Selbsthilfe initiiert.
Auch Klaus Großer lässt sich nicht entmutigen. Er lässt nicht nach in seinem Engagement, will nun die Initiative „Wir lassen uns nicht betäuben“ reaktivieren. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss verschiedener Netzwerkpartner im Brunnenviertel, unter anderem die beiden Quartiersmanagements, die sich gemeinsam gegen Drogenmissbrauch einsetzen. „Das ist ein bundesweit einzigartiges Projekt, in dem ehemalige Drogenabhängige wie ich gemeinsam mit der Polizei und anderen Partnern Aufklärung betreiben“, erklärt Klaus Großer. Die Initiative wurde 2008 ins Leben gerufen, um mit verschiedenen Aktionen, unter anderem an Schulen, im Brunnenviertel Präventionsarbeit zu leisten. Im vergangenen Jahr ist das Netzwerk kaum aktiv gewesen. „Es soll jetzt wieder Termine geben und die Arbeit über das Brunnenviertel hinaus ausgeweitet werden“, sagt Klaus Großer.
Am 21. Juli findet im Haus Phönix in Pankow, Gaillardstraße 10 ein Sommerfest statt. Wer Lust hat, das Haus kennen zu lernen, kann ab 14 Uhr vorbeischauen.