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05.01.2012

Mit der Brunnenstraße geht es langsam aufwärts

Das kommunale Wohnungsunternehmen degewo verwaltet 5000 Wohnungen im Kiez. 2005 hat das Unternehmen begonnen, das Brunnenviertel vom Problemkiez zum attraktiven Wohnviertel zu entwickeln. Regina Friedrich und Dominique Hensel sprachen für das Kiezmagazin "brunnen 1/4" mit Jörn Richters, dem Leiter des Kundenzentrums Nord, über die Aufwertungsmaßnahmen und das neue Image des Brunnenviertels.


Jörn Richters. Foto: R. Friedrich

Vor sechs Jahren standen viele Wohnungen im Kiez leer und die degewo begann, das Brunnenviertel mit verschiedenen Maßnahmen aufzuwerten. Welche waren das?

Jörn Richters: Wir haben einen Bildungsverbund initiiert, in dem die Schulen und Vereine für einen besseren Bildungsstandort zusammenarbeiten. Wir haben eine Kiezstreife eingeführt, die sich um die Drogenprobleme entlang der U 8 kümmerte. Wir haben uns dafür eingesetzt, dass ein Quartiersmanagement eingerichtet wird und unterstützen soziale Projekte wie den Beratungsladen „MachBar“. Außerdem hat die degewo eine eigene Stadtteilmanagerin.

 

Wie hat sich die Situation seitdem verändert?

Jörn Richters: Das Image hat sich verbessert. Die Menschen fühlen sich sicherer, die Kiezstreife konnten wir zum Anfang des Jahres einstellen. Das Brunnenviertel ist gepflegt und sauber, es gibt zum Beispiel kein Graffiti. Es ist für Mieter attraktiv, der Leerstand wurde komplett abgebaut. Wir sind in einer Situation wie andere gefragte Quartiere in Berlin auch. Es ist hier genauso wie in Friedrichshain oder in Prenzlauer Berg: Es ist schwer, eine passende Wohnung zu finden. Das Brunnenviertel ist komplett vermietet. Die Menschen, die hier wohnen, wollen auch nicht wegziehen. Die Fluktuation liegt bei neun Prozent und ist damit sehr gering.

 

Wer sind die Menschen, die jetzt ins Viertel ziehen?

Jörn Richters: Das Brunnenviertel ist ein Wohngebiet für ganz normale Menschen. So ist es gewollt, so haben wir es in unserem Leitbild festgeschrieben. Wir haben genügend Interessenten, wir können die Mieter aussuchen, von denen wir glauben, dass sie ins Brunnenviertel passen. Dazu gehören auch Menschen mit niedrigem Einkommen oder Transferleistungsbezieher, aber insgesamt liegt das Einkommen der Neumieter sogar etwas über dem degewo-Durchschnitt.

 

Werden die Bewohner dann bald von gut verdienenden Neumietern verdrängt?

Jörn Richters: Wenn sich ein Gebiet in die positive Richtung entwickelt wie das Brunnenviertel, wird in den Medien gleich wieder über Gentrifizierung geredet. Das ist Quatsch! Eine Verdrängung von Mietern findet nicht statt. Von Gentrifizierung sind wir hier weit entfernt.

 

Wer im Kiez wohnt, das hängt maßgeblich von der Miete ab. Wer kann sich das Brunnenviertel leisten?

Jörn Richters: Wir haben als kommunales Wohnungsunternehmen auch eine soziale Verantwortung. Es gibt deshalb im Brunnenviertel auch keine außergewöhnlichen Mietsteigerungen. Sicherlich steigen auch hier die Mieten. Aber mit rund 5 Euro pro Quadratmeter (nettokalt) ist es vergleichsweise günstig und unter Berliner Durchschnitt.

 

In der Brunnenstraße verändert sich gerade viel. Es gibt neue Geschäfte und verschiedenste Projekte. Wie kommt das plötzlich?

Jörn Richters: Nachdem wir uns von dem Konzept der Modemeile verabschiedet hatten, haben wir die Brunnenstraße in drei Abschnitte eingeteilt. Zwischen der Bernauer und der Demminer Straße haben wir den Schwerpunkt Gastronomie gesetzt. Wir hoffen da auf Besucher der Mauer-Gedenkstätte. Zwischen der Demminer und der Lortzingstraße führen wir im weitesten Sinne das Modethema weiter und im oberen Teil der Brunnenstraße soll die Nahversorgung angesiedelt sein. Es funktioniert: inzwischen sind fast alle unsere Gewerberäume vermietet. Mit der Brunnenstraße geht es langsam aufwärts.

 

Doch nicht alles entwickelt sich positiv. Das Diesterweg Gymnasium ist zu Beginn des Schuljahres weggezogen. War das ein Rückschlag?

Jörn Richters: Wir haben uns bemüht, den Wegzug zu verhindern. Das ist uns leider nicht gelungen. Jetzt geht es um die Weiternutzung des Gebäudes. Hier sollte etwas für das Brunnenviertel Sinnvolles entstehen.

 

Die Entwicklung des Mauerparks ist ein weiteres wichtiges Thema. Bebauung der Erweiterungsfläche auf Weddinger Gebiet oder einfach ein größerer Park: was wünscht sich die degewo?

Jörn Richters: Zunächst wünschen wir uns, dass die Barriere durchlässiger wird, dass es einen Durchgang vom Mauerpark ins Brunnenviertel gibt. Inzwischen legen wir aber auch Wert darauf, dass zwischen dem stark übernutzten Teil des Mauerparks und unseren Wohngebäuden ausreichend Platz ist, um unsere Mieter zu schützen. Auch eine Bebauung an der Bernauer Straße würden wir begrüßen. Ob diese Wünsche umzusetzen sind, da sind wir inzwischen sehr skeptisch.

 

Wenn sich das Brunnenviertel so gut entwickelt hat, ist dann eine Werbemaßnahme wie das Modefestival „Wedding Dress“ überhaupt noch nötig?

Jörn Richters: Wir diskutieren jedes Jahr neu, ob wir „Wedding Dress“ machen oder nicht. Für 2012 ist das noch nicht entschieden. Aber wir haben da eine Marke geschaffen, die sich etabliert und die eine große Ausstrahlung hat. Darauf sind wir stolz. Das Festival zieht tausende Menschen an und trägt zur Imagebildung bei.

 

Aber die Bewohner meiden das Top-Event. Ärgert Sie das?

Jörn Richters: „Wedding Dress“ ist kein Mieterfest. Es ist eine Werbeveranstaltung. Es hat mitgeholfen, dass heute kaum mehr einer über das Brunnenviertel die Nase rümpft und es bedeutet auch ein wenig mehr Vielfalt, mehr Farbe. Es stimmt aber, dass die Bewohner kaum zum Festival gehen. Wir bemerken aber, dass es inzwischen zumindest keine Beschwerden mehr gibt. Es wäre schön, wenn die Bewohner ihre Scheu ablegen und sich das einmal ansehen würden. Die Stände sind wirklich schön und nicht alles ist unerschwinglich teuer. Es gibt auch immer ein gutes Kinderprogramm. Wir würden die Bewohner auch gern stärker einbeziehen, aber das ist nicht so einfach. Wir versuchen es weiter.

 

Welche aufwertenden Maßnahmen hat die degewo  für die Zukunft geplant?

Jörn Richters: Bis auf den Hofgarten haben wir noch nicht so viel saniert im Viertel. Das liegt daran, dass die Gebäude noch nicht so alt sind. Innerhalb der degewo sind Maßnahmen in anderen Gebieten geplant, erst in sieben, acht Jahren ist das Brunnenviertel dran. Wenn wir jedoch ein Haus renovieren, dann wird auch immer energetisch saniert. Wir haben hier die größte Solaranlagendichte der Stadt.

 

Ihre Bemühungen zur Aufwertung des Problemkiezes waren erfolgreich. Ist der Auftrag, das Brunnenviertel zu einem lebenswerten und nachgefragten Quartier zu entwickeln, nun beendet?

Jörn Richters: Das Brunnenviertel hat sich positiv entwickelt. Aber wir müssen uns fragen, ob diese Entwicklung stabil ist. Wir glauben das nicht. Dazu muss insbesondere an den Schulen noch einiges geschehen. Wir müssen jetzt daran arbeiten, dass die Eltern, die jetzt die Kitas im Brunnenviertel nutzen, ihre Kinder auch  hier in die Schule schicken. Die Entwicklung des Bildungsstandortes ist eine langfristige Aufgabe.

Regina Friedrich/Dominique Hensel
 
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