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26.07.2011

Der Stil des Brunnenviertels

Das Modefestival „Wedding Dress“ zog zum sechsten Mal tausende Besucher/innen in die Brunnenstraße. Aus dem Kiez kamen nur wenige Menschen.


Jede Gegend hat ihren Stil. Der Kleiderschrank des Brunnenviertels ist wie seine Bewohner/innen: bunt gemischt. Er ist gefüllt mit T-Shirts in allen Farben, frisch gestärkten Hemden, Kopftüchern, langen und kurzen Kleidern, Basecaps und Sonntagshüten. Es gibt pompöse Kleider für die besonderen Anlässe, es gibt Sporthosen, Hackenschuhe und Gesundheitslatschen. Einmal im Jahr wirbelt das Wohnungsunternehmen degewo die ganz normale Kleiderordnung des Viertels durcheinander und lädt die Designer ein, die Mode ins Viertel zu bringen, die Urban Street Wear heißt, die elegant ist und extravagant, interessant, besonders und ganz und gar nicht alltäglich für den Kiez. Am 9. und 10. Juli fand auf der Brunnenstraße das Modefestival "Wedding Dress“ zum sechsten Mal statt.

 

Mit den Designern kamen die modebewussten Menschen, die einen Stil pflegen, der gern in Hochglanzmagazinen abgebildet wird. Ein interessiertes Publikum, das sich zwischen den verrückten Hüten, den interessanten Schmuckstücken, den einzigartigen Kreationen aus exklusiven Stoffen wohl fühlt. Es sind die, die sonst keinen Anlass haben, ins Brunnenviertel zu gehen. Nach Angaben des Veranstalters waren es 30.000 Menschen, die das Festival an den beiden Tagen besuchten. Sie flanierten an den Ständen entlang, die den Designerstücken einen spannenden Verkaufsrahmen gaben, den man sonst nur von Flohmärkten kennt. Sie schauten und suchten in der Angebotsfülle das Designerstück, das zu ihrem Stil passt und im eigenen Kleiderschrank eine gute Figur macht.

 

Die meisten  Menschen im Kiez bedienen sich offenbar lieber aus dem Bestand ihres Kleiderschrankes. Der kreative, exklusive und teure Wedding Dress-Stil zog nur wenige an. Das größte Fest im Brunnenviertel ist kein Termin für die Menschen im Kiez, er ist ein Termin, an dem der Kiez zum Laufsteg für Besucher/innen wird.

 

Auf Seiten der Aussteller konnte man an einigen wenigen Stellen die Handschrift des Wedding finden, wenn man ihn suchte. An einem Stand verkauften zwischen all den vielen Modeprofis Schüler/innen des Diesterweg-Gymnasiums ihre selbst entworfenen T-Shirts. Die Kollektion war im Rahmen einer Aktion der degewo im Vorfeld des Modefestivals entstanden und trägt Designs, die sich mit den Themen Liebe, Berlin, Musik und Frieden auseinandersetzen. An anderer Stelle präsentierte sich die Redaktion des Magazins „Der Wedding“. Mit im Gespäck: die neue Müllerstraßen-Tasche.

 

Nun sind die Stände wieder abgebaut, die Designer denken in ihren Ateliers über die nächste Kollektion nach und die Besucher/innen des „Wedding Dress#6“ haben ihren schönen Tag auf dem Weddinger Teil der Brunnenstraße vielleicht noch ein wenig in guter Erinnerung behalten. Die Modewelt verabschiedet sich wieder, die wenigen dank degewo-Initiative in der Brunnenstraße residierenden Designer bleiben zurück. Wie eine Erinnerung an den großen Trubel wirkt da das im Rahmen des Modefestivals in der Lortzingstraße 17 eröffnete „Zwischenstueck“. Die beiden jungen Designerinnen Terese Lorenz und Vivienne Valeska Jasker haben dort einen Laden eröffnet, verkaufen nun Mittwoch bis Samstag von 13 bis 20 Uhr ihre Streetwear/Urban Street Wear und bieten dazu auch Kaffee an. Mal sehn, ob der kleine Laden im Kiez ankommt oder eine Attraktion für Menschen außerhalb des Kiezes wird wie das große Modefestival auf der Brunnenstraße.

 

Fotos vom „Wedding Dress#6“ gibt es in unserem Facebook-Fotoalbum.

Dominique Hensel
 
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