Musik im Kiez: Mal Rhythmus, mal Melodie

Musik ist das Schwerpunktthema der neuen Ausgabe des Kiezmagazins „brunnen ¼“. Der Stadtteil ist heute sicherlich nicht der musikalischste Ort der Stadt. Mit seinen vielen Musik- und Tanzlokalen sowie einst gleich mehreren Radiosendern auf dem ehemaligen AEG-Gelände in der Voltastraße liegt die musikalische Glanzzeit des Kiezes eher in der Vergangenheit. Dennoch gibt es hier auch heutzutage einige Gelegenheiten für alt und jung, zu singen, Instrumente zu spielen oder Musik zu hören. Die Redaktion hat einige Orte der Musik im Kiez-Musik ABC zusammengefasst. Das Kiez-Musik ABC aus dem „brunnen ¼“ – nun auch online.

---

A

Alleinunterhalter Einmal im Monat wird in der Begegnungsstätte im Kiez in der Stralsunder Straße 6 das Keyboard eingestöpselt. Wenn „Tanz mit Josef“ auf dem Programm steht, kommt die ältere Generation gern und zahlreich, und sie wissen: Musik und Tanz gehören zusammen.

 

B

Band Gleich vier Mädchenbands üben regelmäßig im Teeny Musik Treff in der Evangelischen Kirche am Humboldthain. In der Gustav-Falke-Grundschule wollen die 5. und 6. Klassen eine Schulband gründen. Darüber hinaus gibt es die Independent-Band „Digital Heaven“, die Soul, Funk, Rock und Drum'n Bass zu einem eigenen Sound vermischt. Auch im Kiez waren die drei Jungs in der Vergangenheit immer mal wieder zu hören, unter anderem auf dem Kiezfest oder auf der Gleimtunnelparty.

 

Brunnen70 Freitag und Samstag ist dieser Club von Betreiber Maarten de Jonge im Keller eines ehemaligen Möbelhauses in der Brunnenstraße geöffnet. Wechselnde DJs legen hier für Nachtschwärmer vor allem elektronische Musik auf. Die Veranstaltungen beginnen nicht vor 22 Uhr, der etwas versteckte Zugang nur über den Fahrstuhl hat schon viele Besucher überrascht.

 

C

Chor In der Chor-AG der Gustav-Falke-Grundschule haben die Schüler sogar schon selbst Lieder geschrieben, der kleine Chor der Ernst-Reuter-Oberschule mixt gerne ältere Stücke mit modernen Musikrichtungen. In der Heinrich-Seidel-Grundschule leitet Musiker und Musiklehrer Immanuel Schäfer seit November 2011 einen Kinderchor. Auch in der Evangelischen Kirchengemeinde am Humboldthain wird gesungen: Dienstag ab 19 Uhr.

 

F

Fête de la Musique Das Fest der selbstgemachten Musik wird jährlich am 21. Juni in inzwischen 340 Städten der Welt gefeiert. Erstmals fand die Fête 1982 in Paris statt, seit 1995 ist auch Berlin mit von der Partie. An 100 Standorten singen und musizieren in der Hauptstadt zwischen 16 und 22 Uhr in diesem Jahr Laien- und Profimusiker aller Altersgruppen und Musikstile gemeinsam. Auch der Mauerpark wird zur Musique-Bühne werden. Der Eintritt ist bei allen Veranstaltungen frei.

 

Folklore Volkstümliche Tänze und Lieder präsentiert eine Gruppe der kroatischen Mission in der St. Sebastian Kirche.

 

G

Gitarre In der Heinrich-Seidel-Grundschule bietet die Volkshochschule Gitarren-Unterricht an, in der Jugendfreizeiteinrichtung Hussitenstraße können Interessierte bei Birol das Saitenzupfen lernen.

 

Gleimtunnel-Party Eine der interessantesten Partylocations der Stadt liegt im Brunnenviertel – zwischen Prenzlauer Berg und Wedding. Einmal im Jahr wird, seit der erste Party im Jahr 2007, der denkmalgeschützte Gleimtunnel für den Autoverkehr gesperrt, es werden Plattenspieler und Lautsprecheranlagen aufgebaut. Dann übernehmen inzwischen mehr als 600 Besucher und verschiedene DJs mit ihren Schallplatten, Soundeffektgeräten und Mischpulten den Tunnel. Die Partygemeinde feiert in jedem Jahr im Tunnel unter dem Mauerpark zu elektronischer Musik in den Tag der Deutschen Einheit hinein. Nächster Gleimtunnel-Party-Termin: 2. Oktober 2013 ab 19 Uhr.

 

H

Hip Hop Vor allem bei Jugendlichen ist die Musikrichtung ganz besonders beliebt. Deshalb zeigen Achmed und Ibrahim El-Asmer den Kids seit Ende des vergangenen Jahres im Olof-Palme-Jugendzentrum, wie man richtig danach tanzt. Auch an der Ernst-Reuter-Schule gibt es eine Gruppe, die sich der Tanzrichtung widmet. Und die Hip Hop-Musik gehört zum Tanzen natürlich dazu.

 

I

Immanuel Mit bürgerlichem Namen heißt er Schäfer, mit seinen deutschen Songs tritt er aber als Immanuel Buddy Angelo auf – kürzlich bei der 10. Friedvollen Walpurgisnacht im Mauerpark. Darüber hinaus ist er der Frontmann der Band „Digital Heaven“, die auch schon beim Kiezfest zu hören war. Besonders die ganz jungen Brunnenviertler kennen den Musiker aber aus einem anderen Zusammenhang: Seit drei Jahren ist er im Auftrag der Musikschule „Fanny Hensel“ an der Heinrich-Seidel-Grundschule für die Musikalische Grundausbildung der ersten Klassen zuständig und leitet dort seit 2011 außerdem einen Kinderchor. Der Diplom-Musiker kommt ursprünglich aus Bayreuth, seit fünf Jahren wohnt er aber im Brunnenviertel. Er bringt die Musik zu den Kindern und versteht dies selbst als wichtige Integrationsarbeit.

 

K

Karaoke Wer sich traut, spontan vor 1.000 Menschen oder mehr zu singen oder wer lieber einer von 1.000 Zuschauern sein möchte, der bei einer Gesangseinlage dabei ist, der geht sonntags zwischen 15 und 20 Uhr in den Mauerpark. Dort gibt der Ire Joe Hatchiban, der mit bürgerlichem Namen Gareth Lennon heißt, im Amphitheater jedem eine Bühne, der es sich zutraut, in ein Mikrofon zu singen. Bearpit Karaoke heißt das Ganze, 2009 fand die Kultveranstaltung gleich neben dem Brunnenviertel zum ersten Mal statt. Sie ist eine Attraktion und ein Anziehungspunkt für Berliner und Touristen aus aller Welt.

 

Klangbunkerfestival Der Flakturm im Humboldthain war 2008 erstmals Schauplatz des Klangbunkerfestivals. Zum Sommeranfang versammelten sich Musiker und Publikum unter freiem Himmel – 2010 und 2011 im Rahmen der Fête de la Musique.

Klanginstallation Der Wind bringt auf der Gleimoase vor dem Gleimtunnel verschiedene Alltagsgegenstände zum klingen. Dunja Berndt und Holger Eckert haben Anfang Mai die begrünte Verkehrsinsel erstmals mit klingenden Objekten behängt. Noch bis 28. Oktober wird die Oase so auch zu einem Ort der Klänge.

 

Klingendes Museum Im Klingenden Museum können Kinder und Erwachsene Instrumente anfassen, ausprobieren und spielen. Es gibt offene Workshops und spezielle Angebote für Schule und Kitas. Seit 2007 hat das besondere Museum seinen Sitz in der Zingster Straße 15 gleich hinter dem Gesundbrunnen-Center.

 

Kitakonzerte Die sind neben der wöchentlichen Musikstunde in der Kita Mauerspechte schon eine kleine Tradition und werden von Kindern und Eltern gemeinsam organisiert.

 

L

Lateinamerikanischer Tanz und Musik Dafür gibt es in der Gustav-Falke-Grundschule eine Arbeitsgemeinschaft, die auch schon beim Karneval der Kulturen aufgetreten ist.

 

M

Musikalische Früherziehung In die Kita am Humboldthain kommt einmal monatlich eine Musikpädagogin, in der Kita Ramlerstraße probieren die Kinder unter Anleitung von Musikschullehrern an zwei Tagen in der Woche Klanginstrumente und Trommeln aus, die Kinder der Kita Wolgaster Straße besuchen jede Woche die Lernwerkstatt, wo sie Musikinstrumente ausprobieren, singen und tanzen, auch im Familienzentrum gibt es musikalische Früherziehung.

 

Musikgymnasium Das Haus in der Brunnenstraße 148 beherbert das Musikgymnasium „Carl Philipp Emanuel Bach“ für begabte junge Musiker. Besuchen darf es nur, wer einen Aufnahmetest besteht. Es gibt 165 Schulplätze, die deutschlandweit begehrt sind. Nach dem 13. Schuljahr legen die Schüler das Abitur ab, sind vorbereitet für ein Musikstudium. Seit 1950 unterrichten Dozenten und Professoren der beiden Berliner Musikhochschulen die Schüler dieser Schule. Das Musikgymnasium hat viele namhafte Musiker als Solisten oder in hervorragenden Stellungen der Spitzenorchester hervorgebracht.

 

Musikinstrumente bauen Zwei Mal haben Kinder im Olof-Palme-Jugendzentrum bereits die Gelegenheit gehabt, Musikinstrumente selbst zu bauen. Im Rahmen von zwei Projekten der Klangschmiede fanden in den Sommerferien 2012 und im Winter darauf Instrumentenbauwerkstätten statt. Es entstanden Glockenspiele, kleine Geigen, japanische Schwirrbögen, Panflöten und Rührtrommeln, auf denen dann musiziert wurde.

 

O

Orgel Orgelmusik begleitet in der St. Sebastian-Kirche und in der Evangelischen Kirchengemeinde am Humboldthain die Gottesdienste.

 

P

Posaune Gleich ein ganzer Posaunenchor übt jeden Dienstag von 19.30 bis 21 Uhr in der Evangelischen Kirchengemeinde in der Gustav-Meyer-Allee und spielt gelegentlich zu verschiedenen Anlässen. Neue Mitstreiter sind gern gesehen.

 

R

Radio ALEX Auf dem ehemaligen AEG-Gelände in der Voltastraße hat 1985 der Offene Kanal Berlin seinen Sendebetrieb aufgenommen. Im Mai 2009 wurde er zu „ALEX Offener Kanal Berlin“ umbenannt. Es handelt sich um einen Bürgersender, bei dem jeder Radiobeiträge produzieren und veröffentlichen kann. Das Angebot ist kostenlos, Radio ALEX wird aus den Rundfunkgebühren finanziert. Man kann das Programm über Kabel oder per Live-Stream im Internet unter der Adresse www.alex-berlin.de/radio empfangen.

 

Rundgesang Jeden Donnerstag von 10 bis 11 Uhr trifft sich in der Evangelischen Kirchengemeinde am Humboldthain der Senioren-Singekreis, weitere Sanges­lustige sind herzlich willkommen.

 

S

Schreien Seit 2009 ist Mario Raguse mit einem Projekt in den Grundschulen des Brunnenviertels (und darüber hinaus) unterwegs: Sing und schrei dich frei! In dem Projekt wird Musik und Gesang als Lernunter­stützung angeboten. Hip-Hop, Rappen, sowie Rock und Pop-Musik werden mit Humor und pädagogischen Feingefühl benutzt, um Stress abzubauen, das Merkvermögen zu verbessern und die Konzentration zu fördern. Bevor es los geht mit der Musik darf jeder einmal richtig laut schreien.

 

Straßenmusik Viele Musiker wollen raus aus dem stillen Kämmerlein. Im Brunnenviertel sieht und hört man sie nicht oft, aber gelegentlich schon. Dann laufen sie mit ihren Instrumenten singend mitten auf der Straße und hoffen auf eine kleine Spende in den Hut. Andere sitzen mit ihrer Gitarre ganz versunken im Humboldthain und üben. Der größte Sammelpunkt für Straßenmusiker befindet sich an der Grenze zum Brunnenviertel. An schönen Sonntagen erobern sie den Mauerpark, der eine einzige große Freiluftbühne zu sein scheint.

 

Streetdance Nach eigenen Choreografien tanzen Schüler der Ernst-Reuter-Oberschule in einer Arbeitsgemeinschaft.

 

Studio Musik aufnehmen mit moderner Technik? Im Supermarkt in der Brunnenstraße 64 gibt es im Keller ein kleines Musikstudio mit allem Drum und Dran. Wer es nutzen möchte, kann sich an Supermarkt-Projektleiterin Dora Hoszek wenden.

 

T

Trommeln Einmal in der Woche übt die Trommel-AG der Vineta-Grundschule in der Demminer Straße.

 

Techniknetzwerk Wenn eine Band auf dem Kiezfest spielen oder ein Solist beim Sommerfest der Kita auftreten will, werden verschiedene Gegenstände benötigt: Lautsprecher, Bühne, Mikrofone, Mischpult oder Bänke für das Publikum. Das Techniknetzwerk Wedding verleiht diese Ausstattung an gemeinnützige Einrichtungen des Viertels kostenlos. Im Fundus sind technische Gegenstände, die mit Fördermitteln aus dem Programm „Soziale Stadt“ angeschafft oder gespendet worden sind. Die Datenbank kann online durchsucht werden: www.techniknetzwerk-wedding.de.